Der Münchner Eishockey Klub e. V. – kurz „MEK“ – bietet ab der kommenden Saison Eishockey im Nachwuchsbereich an!
Nach langen Überlegungen haben sich die Verantwortlichen des MEK entschlossen, eine Eishockey-Nachwuchsabteilung ins Leben zu rufen. Hier sollen Kinder und Jugendliche von klein auf die Möglichkeit erhalten, diesen tollen Sport zu erlernen und auszuüben.
Der Presseluchs hat dem sportlichen Leiter des MEK, Joachim Karl-Zuppardo, anlässlich dieser Entscheidung ein paar Fragen gestellt.
Presseluchs:
Servus Jochen, zu Beginn gleich eine provokante Frage: Hat die überragende Saison der Luchse etwas mit dieser Entscheidung zu tun, wollt Ihr damit die Grundlage zum Aufstieg legen?
Jochen:
Servus beinander. hier gibt es eine ganz klare Antwort: Nein. Es waren verschiedene Gründe, welche uns dazu bewogen haben diesen Schritt zu gehen. Das tolle Abschneiden der Luchse war aber dabei kein Aspekt.
Presseluchs:
Was hat Euch dann dazu bewogen nach über 20 Jahren das Thema Nachwuchs anzugehen?
Jochen:
Es waren wie gesagt mehrere Gründe. Angefangen hat es damit, dass wir Ende letzten Jahres durch Gespräche erfahren haben, dass der ESC München nächstes Jahr wohl die Eishockeyabteilung auflösen wird. Dadurch würden viele Kinder keine Möglichkeit mehr haben den Sport auszuüben.
Wir haben uns dann im Führungskreis besprochen, ob und wie wir darauf reagieren sollen. Weil unsere Prämisse war und ist ja, dass wir alles ermöglichen wollen, dass jeder den geilsten Sport der Welt ausüben kann. Zusätzlich wir die letzten beiden Jahre vermehrt Anfragen bekommen haben, ob Kinder und Jugendliche bei uns spielen können
Hierbei haben wir auch die Entwicklung unseres Vereines reflektiert. Gerade die Tatsache, dass wir inzwischen viele junge engagierte Mitstreiter in unserem Team haben, sowie die Gespräche mit dem Bayrischen Eissport Verband haben uns dann dazu bewogen diesen Schritt zu einem „vollständigen“ Verein zu machen.
Presseluchs:
Was meinst du denn mit einem „vollständigen“ Verein?
Jochen:
Nun ja, eigentlich sollte ja jeder Sportverein von den Kleinen bis zu den Erwachsenen die Möglichkeit bieten den Sport auszuüben. Wir haben uns bisher bewusst aus dem Thema Münchner Eishockeynachwuchs etwas herausgehalten, weil es ja schon drei Vereine gab, die hier aktiv sind.
Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht in vielen Bereichen unterstützend aktiv waren. Unsere Präsidentin Rebecca Zuppardo ist wohl länger im Bereich Eishockey tätig als jeder andere in München und war früher schon Jugendleiterin als es z. B. einen EHC München noch gar nicht gab.
Auch haben wir in der Entstehung beim EHC München immer wieder die neuen Jugendleiter hilfreich am Anfang ihrer Tätigkeit unterstützt, weil man für diese Arbeit einfach auch viel Hintergrundwissen braucht. Außerdem haben wir versucht, durch die SG München eine Brücke vom Nachwuchs in den Seniorenbereich zu schlagen. Leider hat sich dieses Projekt damals nicht umsetzen lassen.
Trotzdem hat es sich all die Jahre einfach falsch angefühlt, dass es keinen Eishockeyverein in München gibt, bei dem Kinder von der Jugend bis in den Seniorenbereich spielen können, Aber wie gesagt waren unserer Meinung nach schon genügend „Köche“ vorhanden.
Presseluchs:
Einer der Vereine welche Du ansprichst ist ja auch der EHC Red Bull München bzw. dessen Nachwuchsverein die Rookie Bulls München. Wollt Ihr mit diesem Verein in Konkurrenz treten, und habt ihr da nicht auch Angst, einen übermächtigen Gegner zu haben?
Jochen:
Allein die Frage zeigt, dass sich meiner Meinung nach hier einfach ein falsches Denken manifestiert hat.
Der MEK wäre nie ein „Gegner“ für Red Bull, weil man sich einfach auf einer ganz anderen Ebene befindet. Und es damit gar keine Basis für jeglichen Zwist geben kann.
Red Bull steckt viel Geld in die Nachwuchsarbeit und bewegt sich dabei auf einem sehr hohen Level, evtl sogar dem höchsten Niveau in Deutschland. Die Kids bekommen dort eine Ausbildung die einfach super ist, aber natürlich auch sehr leistungsorientiert. Was auch verständlich ist, weil die Zielsetzung den Nachwuchs z.B. in die Bundesligen zu bringen, immer einer Selektion bedarf. Das ist auch richtig und in keiner Weise verwerflich.
Aber viele Kinder in München werden diese Level einfach nicht erreichen können. Wenn man z.B. zu spät in den Sport einsteigt ist dies schwer aufzuholen. Und natürlich gibt es in der Masse immer stärkere und schwächere Spieler.
Für all diese Spieler öffnet der MEK jetzt die Türen. Man könnte es eventuell so formulieren, dass bei den Rookie Bulls professionelles Nachwuchseishockey manifestiert ist und der MEK den Amateurbereich bedienen möchte.
Presseluchs:
Welche Zielsetzung verbindet ihr denn mit dem Nachwuchs?
Jochen:
Auch wir wollen natürlich die Kids sportlich entwickeln und jedes Kind ein bisschen weiterbringen. Aber auch aufgrund der Möglichkeiten mit einer anderen Prämisse. Der Leistungsgedanken hat hierbei nicht die höchste Priorität, sondern die Begeisterung und die Freude an diesem tollen Sport.
Es gibt daher auch keine Berührungspunkte mit Red Bull, die sich für uns in irgendeiner Weise negativ auswirken könnten. Im Gegenteil – der Sport, das Eishockey, vereint. Die Verantwortlichen der Vereine kennen sich ja auch schon teilweise sehr lange. Und allein die Tatsache, dass sogar Nachwuchstrainer der Rookie Bulls bei uns in der Seniorenmannschaft spielen, zeigt doch deutlich, dass es hier um das Münchner Eishockey geht und nicht um irgendwelche sinnlose Schwarz-Weiß Malereien.
Bei den Luchsen können beispielsweise die Seniorenspieler den Kindern genauso die Freude am Sport geben wie bei den Rookies. Einem Kind in der Laufschule ist es doch egal, ob der „große“ Eishockeyspieler der da neben ihm steht, am Wochenende in der DEL spielt oder in der Bezirksliga. Die Augen leuchten sicher gleich, wenn so ein Spieler einen bei der Hand nimmt oder aufhilft, wenn man fällt. Oder auch wenn die größeren Kinder mal ihr Können an einer erwachsenen Torhüterin ausprobieren können.
Und eines hat der MEK dann sogar den Rookies voraus. Der Sprung vom Nachwuchs in die erste Mannschaft ist deutlich kleiner. Deshalb können die Kinder bis zum Seniorenbereich zusammenspielen. Das wäre in München dann tatsächlich etwas einzigartiges.
Presseluchs:
Das hört sich nach einer tollen Vision an. Gibt es hierfür schon einen Fahrplan?
Jochen:
Man sollte immer Visionen haben und nein, es gibt keinen festen zeitlichen Fahrplan oder irgendwelche Vorgaben.
Wir werden die nächsten Wochen prüfen, wie groß die Nachfrage sein wird. Es gibt Termine, zu denen ein Verein die nötigen Eiszeiten beantragen muss, oder auch die Mannschaften beim Bayrischen Eissport Verband zum Spielbetrieb melden muss. Dazu ist es aus meiner Sicht auch sinnvoll, mit der Stadt München und eventuell den umliegenden Vereinen, möglicherweise auch den Rookie Bulls, Gespräche zu führen.
Hierfür hat uns übrigens der Verband auch Unterstützung zugesagt. Deshalb sollten interessierte Eltern und Kinder möglichst bald auf uns zugehen – ist die Nachfrage zu gering, macht es keinen Sinn, Mannschaften zu melden.
Presseluchs:
Wie können die Eltern denn auf Euch zugehen?
Jochen:
Wir haben dafür eine eigene Kontaktmöglichkeit geschaffen. Die Email Adresse hierfür ist nachwuchs[at]die-luchse.de. Jeder Interessierte kann sich hier gerne melden und wird dann im Nachgang über alle unsere weiteren Schritte informiert.
Je nach Anzahl der Anfragen werden wir noch einen Info Abend veranstalten, wo uns dann jeder persönlich kennen lernen und seine Fragen stellen kann. Wir bitten auch um Verständnis, dass wir eventuell nicht immer sofort antworten können, da unsere Ehrenamtlichen auch alle berufstätig sind.
Presseluchs:
Danke Dir für die interessanten Ausführungen und viel Glück am Samstag!
„Der Wille ist da, bei jedem stimmt die Einstellung!“ – Tobias Knallinger spricht über die neue Luchse-Mannschaft
Vor dem Vorbereitungsspiel zwischen dem ESV Gebensbach und dem Münchner EK hat sich der Presseluchs mit dem sportlichen Leiter des Münchner EK, Joachim Karl-Zuppardo, sowie mit Luchsetrainer Tobias Knallinger unterhalten.
Im ersten Teil des Saisonvorschau-Interviews ging es um neue Herausforderungen der kommenden Saison, das verjüngte Gesicht der Luchse-Mannschaft, Redeanteile in Zoom-Meetings sowie den Zusammenhang zwischen Deos, Busfahrten und dem funktionierenden Spielbetrieb im BEV:
Link zum Ersten Teil des Interviews
Der zweite Teil handelt von ersten Eindrücken, gesetzten Zielen, Ritualen vor Anpfiff und 400m-Sprints.
»Wir arbeiten mit dem, was wir haben – wie sich rausstellt, ist das ganz gut.«
Presseluchs:
„Mal eine Frage für euch beide: Habt ihr den Kader gemeinsam geplant und zusammengestellt?“
Tobi:
„Ich glaub da können wir nochmal dasselbe sagen wie vorher – die, die sich beworben haben, die haben wir meistens auch genommen. Großartig eine Mannschaft zusammenstellen ist in der Bezirksliga kaum möglich. Wir arbeiten mit dem, was wir haben. Wie sich rausstellt, ist das ganz gut. Aber großartig planen, das gabs nicht.“
Presseluchs:
„Dieses Sommertraining hast du zum ersten Mal die Anweisungen gegeben, anstatt selbst deine Runden um den Sportplatz zu drehen. Hat dir deine noch nicht allzu weit in der Vergangenheit liegende Zeit als Aktiver dabei geholfen, ein gutes Programm auf die Beine zu stellen?
Tobi:
„Ja gut, ich denke, wenn man lang genug selbst gespielt hat in verschiedenen Vereinen, dann hat man auch viel gesehen und so seine Meinung, wie man spielen lassen will. Gut, Sommertraining, ich glaub groß Sommertraining haben wir nicht gehabt, weil wir ja am Montag das Training mit der Kerstin Hahn hatten. Die hat das ja selber gemacht. Dann wars am Mittwoch nur noch Kondition. Ich kenn das halt noch weitaus mehr, weil ich damals oft drei Mal die Woche Sommertraining hatte. Da wurden dann auch andere Übungen gemacht. Aber so wies jetzt war hats auch gepasst, da hatten wir keine Probleme.“
Presseluchs:
„Diese Frage kommt vielleicht etwas früh, aber sind dir schon unerwartete Aufgaben oder Problemchen in deiner neuen Funktion aufgefallen, mit denen du nicht gerechnet hattest?“
Tobi:
„Nein. Ganz kurz und klar. Bisher war für mich alles klar.“
Jochen:
„Man muss dazu aber auch sagen, dass der Tobi ja ein Spieler war, der damals schon sehr engagiert war und deutlich mehr über die Eisfläche hinausgeschaut hat als andere Spieler, also der wusste schon was ihn hier erwartet.“
»Ich finde diese Mischung ideal und das wird sich auch auf dem Eis zeigen.«
Presseluchs:
„Wir haben schon festgestellt, dass du dieses Jahr mit einer jungen Mannschaft arbeitest. Wie meinst du sehen wir das auf dem Eis?“
Tobi:
„Also zuerst mal möchte ich sagen, dass ich glaube, dass wir die richtige Mischung haben. Ich bin jemand, der gerne mit wenig Alten – die haben wir – und mit vielen Jungen spielt. Aus dem kann man die perfekte Mischung im Eishockeysport finden.
Wir haben die erfahrenen Spieler, die das Spiel beruhigen können, und die „jungen Wilden“, die dann den Druck nach vorne bringen, den man auch braucht. Um den Spielaufbau zu machen, brauch ich aber einen Spieler, der in brenzligen Situationen auch mal einen ruhigen Pass kann auf die Jungen, die dann vorn Druck machen. Von daher find ich diese Mischung ideal und das wird sich auch auf dem Eis zeigen.“
Presseluchs:
„Das ist vielleicht ein bisschen früh, aber kannst du nach dem Sommertraining und den ersten Sessions auf dem Eis schon etwas über die Mannschaft sagen?“
Tobi:
„Also man kann positiv auf jeden Fall sagen, dass die Einstellung stimmt. Der Wille ist da. Es gibt natürlich auch Defizite, aber an denen kann man ja arbeiten. Dafür stimmt bei jedem die Einstellung, jeder möchte und jeder will spielen. Das können wir positiv in die Runde schmeißen.
Für Negatives ist es zu früh. Ich möchte das jetzt auch gar nicht zum Thema machen, weil ich ein sehr positiver Mensch bin. Ich möchte auch, dass auf dem Eis nicht geschimpft wird und wir positiv miteinander reden, weil alles andere ja auch nichts bringt. Ich glaube das haben die Jungs auch verstanden und setzen es schon gut um.“
Presseluchs:
„Ganz wichtige Frage am Ende dieses Themenblocks: Kannst du mit dem Andy Steer noch auf der 400m-Distanz mithalten?“
Tobi:
„Den pack ich noch. Aufm Fahrrad. [lacht]“
Jochen:
„Ist das unser Flinkster, oder wie“
Tobi:
„Ja, aber bei dem ists echt super. Der war im Sommertraining ab und an spät dran, und dann schreibt er schon `Jungs, sorry, ich brauch noch zehn Minuten, aber ich brauch mich dann nicht mehr aufwärmen´ und dann ist er beim Laufen da und rennt alles davon. Und wer auch so ein Phänomen ist, ist der Thibaut. Der ist ganz schön flink, trotz Rauchen. [lacht]“
»Ich möchte, dass der MEK zu einem Verein wird, der sich entwickelt.«
Presseluchs:
„Jochen, wenn meine RODI-DB Recherche nicht falsch war, dann ist es neun Jahre her, dass der Münchner EK das letzte Mal seine Bezirksligagruppe gewonnen hat. Wie siehst du die Perspektive für den Verein in den nächsten Jahren?“
Jochen:
„Der Münchner EK hat nur ein einziges Mal seine Bezirksligagruppe gewonnen. Also das ist nichts, was bei uns ab und zu der Fall ist und wir haben eine Lücke, sondern das war eine extreme Ausnahme.
Es ist Fakt, dass es in der Bezirksliga Mannschaften gibt, die mit viel Geld arbeiten. Vielleicht auch, weil sie das richtige Umfeld haben. Ottobrunn ist dieses Jahr ein super Beispiel. Die haben in den letzten Jahren sehr gut im Nachwuchs gearbeitet, und jetzt müssen die mal aus der Bezirksliga raus. Ich kann, wenn ich einen breiten Nachwuchs habe, das nämlich irgendwann nicht mehr verkaufen, wenn die erste Mannschaft immer nur Bezirksliga spielt. Dann werden die ausgekauft. Und deshalb investieren die jetzt. Die nehmen Geld in die Hand und investieren in Spieler, und wenn ich in der Bezirksliga zwei oder drei überragende Spieler habe, dann komm ich extrem weit.
Es gibt ganz wenige Mannschaften, die es schaffen, aufgrund der Taktik oder Einstellung solchen Monstern in der Gruppe Einhalt zu gebieten. Die Entwicklung vom Münchner EK soll dahin gehen, dass wir zum Schreckgespenst der Liga werden. Wir haben einen jungen, engagierten Trainer, der seine Philosophie super rüberbringt und unseren jungen Spieler helfen kann, sich zu entwickeln, wie es bei einer arrivierten Bezirksligamannschaft vielleicht nicht der Fall wäre. Wenn andere Teams gegen uns spielen, soll es nicht heißen `Okay, ich fahr jetzt zum MEK, mei, da hat ja nie einer Landesliga gespielt, da müssen wir keine Angst haben´. Die sollen merken, dass auch ein eingespieltes, motiviertes Team ihnen immer ein Bein stellen kann. Das ist die Hoffnung für diese Saison.
Danach soll die Entwicklung weitergehen. Wenn wir dann eventuell mit einem Landesligisten kooperieren und den Weg mit jungen Spielern weiter gehen, wäre es toll, wenn andere merken `Oha, die entwickeln sich´. Ich möchte, dass der MEK zu einem Verein wird, der sich entwickelt. Ein Bezirksligaverein stagniert normalerweise immer. Da sind normalerweise ein paar Spieler drin, die aus Altersgründen nicht mehr in höheren Ligen spielen, und ein paar Junge, die nicht gut genug für die Landesliga sind und dann spielt man halt Bezirksliga. Manchmal sagt man auch, man spielt Bezirksliga, um nicht organisiert im Hobbybereich spielen zu müssen. Das will ich nicht, wir sollen uns entwickeln. Dafür denke ich haben wir den richtigen Trainer und auch die richtigen Leute im Umfeld.
Der EHC München produziert derzeit eine Menge Eishockeyspieler, deren Zukunft nicht in den obersten drei Ligen liegt. Die werden nicht alle DEL spielen können. Und wo kommen die Jungs denn hin, die jetzt in den nächsten zwei, drei Jahren rauskommen? Manche spielen vielleicht erfolgreich Bayernliga, aber viele werden keine Anlaufstation haben. Meine Vision ist, dass die dann nicht sagen `MEK? Bezirksliga? Interessiert mich nicht´, sondern sagen `Da bewegt sich was´. Ein Verein, der das letztes Jahr gut gemacht hat, war Miesbach/Schliersee. Keiner hatte die aufm Zettel, und dann sind die in ihrer Gruppe Meister geworden. In diese Richtung wollen wir auch gehen. Deshalb ist mir dieses Jahr auch die Entwicklung wichtiger als der bloße Tabellenplatz.“
»Den ein oder anderen Spieler rausbringen. Und attraktives, erfolgreiches Eishockey spielen!«
Presseluchs:
„Tobi, was erhoffst du dir denn von der Mannschaft? Gibt es für dich ein Ziel?“
Tobi:
„Der Jochen und ich kennen uns ja jetzt schon sehr viele Jahre, und unsere Philosophie ist nicht nur relativ ähnlich, sondern ein gemeinsamer Weg. Deshalb sind wir auch hier einer Meinung. Mein Ziel ist vielleicht, den ein oder anderen Spieler rauszubringen, dass der in der Bayernliga unterkommt. Das hört der Jochen vielleicht nicht gern, aber ich als Trainer würde das schon gerne sehen, wenn ich jemanden wirklich weiterbringen kann.
Ansonsten, ich war ja auch selbst mal Sportler, also kann es nur ein Ziel geben – jedes Spiel gewinnen. Das muss die Motivation sein. Wenn es dann mal nicht reicht und man alles gegeben hat, dann ist das eben so, aber wir können uns ins Gesicht schauen und sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass unsere fünfzehn bis zwanzig Leute in jedem Spiel ihr Bestes geben und eine Entwicklung in der Mannschaft stattfindet.
Dann müssen wir das im Spiel nicht nur fünf, sondern sechzig Minuten lang machen. Das ist eine der schwersten Aufgaben im Eishockey, denn jeder weiß, dass die ersten fünf Minuten oft super aussehen und dann jeder mal anfällig für ein bisschen Halligalli wird. Wenn wir das aber sechzig Minuten durchziehen können, und da wollen wir hin, dann haben wir attraktives Eishockey, mit dem wir erfolgreich sein werden.“
»Wenn ich dann auch noch nichts gegessen hab‘, werd‘ ich doppelt narrisch!«
Presseluchs:
„In neunzig Minuten beginnt das Spiel gegen Gebensbach, von daher noch eine abschließende Frage: Habt ihr ein spezielles Ritual vor Anpfiff?“
Jochen:
„Ich? Also ich ess ja gern vor dem Spiel was, aber das wird coronabedingt wohl erst mal wegfallen [lacht]. Ansonsten hab‘ ich kein Ritual. Ich bin vor Spielen eh meistens nervös, launisch und extrem hektisch, vor allem wenn ich noch etwas erledigen oder vorbereiten muss. Leider verliere ich trotz meines Alters noch manchmal die Souveränität, wenn etwas nicht klappt, und werd‘ dann echt narrisch. Wenn ich dann auch noch nichts gegessen hab‘, werd‘ ich doppelt narrisch! [beide lachen] Deshalb, ein spezielles Ritual hab‘ ich nicht, außer, dass ich was esse.“
Tobi:
„Ritualität entwickelt sich, und nachdem das heute mein erstes Spiel als Trainer ist, gibt es noch kein Ritual. Vielleicht in fünf Jahren! [lacht]“
Benjamin Dornow, 16. Oktober 2020
„Sonst kann ich den Vereinen für ihre Busfahrer auch gern ein paar Nasenstöpsel spendieren!“ – Joachim Karl-Zuppardo blickt vor der kommenden Saison über den Tellerrand
Vor dem Vorbereitungsspiel zwischen dem ESV Gebensbach und dem Münchner EK hat sich der Presseluchs mit dem sportlichen Leiter des Münchner EK, Joachim Karl-Zuppardo, sowie mit Luchsetrainer Tobias Knallinger unterhalten.
Im ersten Teil des Saisonvorschau-Interviews ging es um neue Herausforderungen der kommenden Saison, das verjüngte Gesicht der Luchse-Mannschaft, Redeanteile in Zoom-Meetings sowie den Zusammenhang zwischen Deos, Busfahrten und dem funktionierenden Spielbetrieb im BEV.
»Wir werden von Spiel zu Spiel schauen, gerade in dieser Corona-Saison«
Presseluchs:
„Ich stehe dreißig Minuten vor dem Treffpunkt mit der Mannschaft mit Jochen [Joachim Karl-Zuppardo, sportliche Leitung Münchner EK] und Tobi [Tobias Knallinger, Trainer Münchner EK] in der Gästekabine des Dorfner Dr. Rudolf Stadion und möchte mit euch ein bisschen über die kommende Saison sprechen. Ich möchte mit ein paar Fragen abseits des sportlichen Geschehens beginnen. Jochen, wir freuen uns alle sehr, dass in der aktuellen Situation Eishockey gespielt werden kann. Wie bereit ist der Münchner EK für eine Saison, in der sich der Verein, also besonders Rebecca [Rebecca Karl-Zuppardo, 1. Vorstand Münchner EK] und du, erstmals mit Themen wie einem Hygienekonzept und der Wahrung des Abstands neben dem Eis beschäftigen musste?“
Jochen:
„Also zunächst mal gehört in diese Gruppe auch die Karin [Karin Killinger, Vorstand Münchner EK]. Rebecca und ich kümmern uns hauptsächlich um Themen wie Abstimmung mit der Stadt, aber die Karin war den ganzen Sommer über viel näher an der Mannschaft und ist wie immer total engagiert.
Wie weit ist der MEK? Schwer zu sagen. Ich finde eigentlich, dass wir bisher auf einem guten Weg sind. Über die nächsten ein bis zwei Wochen werden wir zusammen mit der Stadt ein Hygienekonzept für das Stadion erstellen, um diese Saison vor Publikum spielen zu können, auch wenn ich das aktuell ein bisschen bezweifle. Ich glaube auch, dass diese Corona-Saison das umsetzt, was wir uns vorgenommen haben – wir gehen von Spiel zu Spiel. Zum einen wissen wir nicht: Wie lange geht die Saison? Wird sie zwischendrin abgebrochen? Oder unterbrochen?
Zum anderen wollten wir auch sportlich Woche für Woche sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt. Wir haben neue Spieler und ein neues, äußerst engagiertes Trainerteam, sodass Entwicklung dieses Jahr unser Fokus ist. Wir werden also gerade in dieser Corona-Saison von Spiel zu Spiel schauen, gerade auch weil wir ja nicht mal wissen, ob wir nächste Woche überhaupt spielen können. Ob die Liga tatsächlich die Runde durchspielt, wage ich zu bezweifeln, weil ich nicht glaube, dass es in der gesamten Bezirksliga keinen Corona-Fall geben wird, und dann fallen ja schon zwei Mannschaften raus.
Nächstes Problem ist, dass der Terminplan für die Saison vom Verband extremst eng gestrickt wurde. Der Pokal wurde schon sehr kurzfristig abgesagt, das fand ich schon nicht so gut. Wir hatten beispielsweise nicht genug Eiszeiten und mussten ein Heimspiel abgeben. Zum Glück ist für dieses Spiel Bad Aibling als Gastgeber eingesprungen.
Es wird also garantiert eine schwierige Saison, aber wir schauen von Spiel zu Spiel und haben auch genug intelligente Leute im Verein, mit denen wir das alles meistern werden.“
»Da habe ich mir auch gedacht, was das denn jetzt soll. Sowas behalte ich nicht mehr für mich. Dafür bin ich zu alt und mach das zu lange.«
Presseluchs:
„Lass uns etwas über den Tellerrand hinausblicken – du bist im bayrischen Eissportverband gut vernetzt und äußerst auch gerne deine Meinung. Ich erinnere mich, dass du mir von einem BEV-Zoom-Meeting erzählt hast, bei dem du die meisten Redeanteile hattest. Gehen wir davon aus, dass die Pandemie in Deutschland weiter wie derzeit abläuft, das öffentliche Leben also bis Saisonende ähnlichen Einschränkungen wie zum jetzigen Zeitpunkt unterliegen wird. Rechnest du in den bayrischen Amateurligen (BZL, LL, BYL) unter den aktuellen Bedingungen mit einem weitestgehend reibungslosen Saisonablauf ohne große finanzielle Probleme bei den Vereinen? Werden die Ligen ihre Spielzeiten regulär mit Auf- und Absteigern beenden können?
Jochen:
„Also bezogen auf die finanzielle Situation bei uns: Wir werdens überstehen. Wir haben mit der Rebecca und der Karin Leute, die im finanziellen Bereich, was ich ja überhaupt nicht mache, super engagiert sind. Auch die Susy [Susy Englberger] hilft uns viel.
Das mit der Redezeit bei den Meetings liegt einfach daran, dass ich nicht mehr bereit bin, meine Meinung hinterm Berg zu halten, wie ich das früher manchmal gemacht hab. Mittlerweile sag ich einfach was. Ich kann dir da mal ein Beispiel nennen, was mich unheimlich genervt hat. Es gab Vereine, die gefragt haben, `können wir duschen?´. Und sollte Duschen nicht gehen, war das der totale Weltuntergang, und der arme Busfahrer, der dann mit den stinkenden Eishockeyspielern zwei Stunden im Bus sitzen muss. Da habe ich mir auch gedacht, was das denn jetzt soll. Wir betreiben den geilsten Mannschaftssport der Welt! Wir wollen doch Eishockey spielen, und wenn die Spieler hinterher zwei Stunden stinken, dann sollen ihnen die Vereine halt ne Packung Deos mitnehmen! Sonst kann ich den Vereinen für ihre Busfahrer auch gern ein paar Nasenstöpsel spendieren! Es kann doch nicht sein, dass ich als Verband versuche, Eishockey zu spielen, und dann gibt es Vereine, die den Spielbetrieb am Duschen festmachen wollen! Natürlich ist es immer besser, wenn die Jungs duschen können, keine Frage. Aber zu sagen, wir spielen nicht, weil wir nicht duschen können, dafür habe ich null Verständnis. Und das habe ich dann auch mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Da gabs dann auch die ein oder andere Diskussion, aber ich behalte sowas mittlerweile halt nicht mehr für mich. Dafür bin ich zu alt und mach das zu lange. Auch dadurch kennt man den MEK im Bayrischen Eissportverband.“
»Es gibt Vereine, die sind sehr engagiert. Andere Vereine sind meilenweit hinterher.«
Presseluchs:
„Und was meinst du zu den anderen Amateurligen im BEV, also Landesliga und Bayernliga? Können deren Saisons vernünftig durchgeführt werden?“
Jochen:
„Die Bayernliga ist die problematischste Liga, da wird der ein oder andere Verein ohne Zuschauer mit Sicherheit große Probleme bekommen. Es gibt Vereine, wie beispielsweise hier in Dorfen, die sind sehr engagiert. Hier gibt es jetzt eine automatische Kamera und jedes Spiel wird als Livestream angeboten. Andere Vereine sind da meilenweit hinterher. Die Vereine, die tatsächlich Probleme bekommen, bei denen wird’s dann finanziell auch ganz schön eng. Ein Bayernligaverein ist kein wirklicher Amateurverein mehr. Da gibt es professionelle Strukturen und die Leute bekommen Geld. Wenn das mal nicht mehr fließt, bin ich gespannt, was passiert.
Die Landesliga ist so ein Zwitterding. Da gibt es sicher auch Vereine, bei denen es schwierig wird.
Die Bezirksliga sollte es allerdings schon schaffen. Wenn ich in der Bezirksliga schon nicht finanziell überleben kann, wenn ich meine 40 Zuschauer am Wochenende nicht drin hab, dann ist das Ganze schon nicht so optimal aufgestellt.“
»Geplant war die Verjüngung nicht wirklich – aber der Weg ist richtig.«
Presseluchs:
„Zum Sportlichen – der wohl größte Unterschied zwischen der diesjährigen Luchse-Mannschaft und dem Team aus der Saison 2019/20 ist das Alter. Viele Spieler jenseits der 30 haben den Verein verlassen. Diese wurden ausschließlich durch junge Spieler ersetzt. Wie kam es zu diesem Fokuswechsel?“
Jochen:
„Na ja, also wirklich geplant war dieser Fokuswechsel nicht. Wir wussten schon, dass die Geretsrieder, die ja alle etwas erfahrener waren, wohl alle gehen. Dass Julian und Niki dann noch nachziehen, die ja auch erfahrene Stammspieler waren, war so nicht einkalkuliert. Dass dann nur Junge gekommen sind, lag auch daran, dass ich nur nach Jungen gesucht hab. Im Sommer haben wir mit einem Landesligisten Gespräche über eine mögliche Kooperation geführt. Wir wollten deren Junioren bei uns mit einverleiben, was zum Verhandlungszeitpunkt nicht ging. Jetzt würde es gehen, aber jetzt wissen wir nicht, ob die Junioren durchspielen werden.
Jedenfalls, seit ich beim Eishockey bin, war ich schon immer dafür, dass es eine Struktur nach oben gibt. Das muss auch für Spieler möglich sein. Es gibt bei Eishockeyspielern immer dieses, man sitzt mit der Eisen- [überlegt] mit dem Ding auf der Bank, auf der Seite, mit der…“
Tobi:
„Mit der Wolldecke?“
Jochen:
„Ja genau, mit der Wolldecke. Es gibt einfach Spieler, die von Vereinen früh hochgezogen werden, weil sie Potential haben. Dann setzt sie der Trainer aber nicht ein, weil sie keine Erfahrung haben. Ich finde, solche Spieler sollten auch in anderen Vereinen die Möglichkeit haben, Spielpraxis zu sammeln. Es gibt nichts Wichtigeres für junge Spieler. Warum soll denn ein Landesliga-Junior, der aufgrund der hohen Ansprüche in der Liga da auf der Bank sitzt, nicht bei uns auf dem Eis rocken? Diese Richtung sind wir als Verein den ganzen Sommer durch gegangen und das zeigt sich auch in unserer diesjährigen Mannschaft. Ein weiterer Grund ist, dass es dieses Jahr für uns keinen Markt für erfahrenere Spieler gab. Deswegen haben wir uns nur nach jungen Spielern umgeschaut und das finden Tobi und ich auch gut so. Der Weg ist richtig.“
»Wir stehen ganz unten in der Nahrungskette. Diesmal sind die Spieler aber gar nicht erst zu uns durchgerutscht.«
Presseluchs:
„Gab es durch die Pandemiesituation bedingte Probleme beim Zusammenstellen der diesjährigen Mannschaft?
Jochen:
„Also als Bezirksligist stellen wir die Mannschaft jetzt nicht so speziell zusammen, weil wir halt am Ende der Nahrungskette stehen. Die Eishockeyspieler haben immer ein extrem gesundes Selbstbewusstsein. Da bewerben sich sogar Jungs, die nicht mal im Hobbyteam spielen, beim Bayernligisten. Die Nahrungskette schaut dann so aus, dass der Bayernligisten die Besten bekommt, weil er zahlt, und dann wird nach unten durchgereicht. Es gibt zwar vereinzelt Spieler, die aus persönlichen Gründen nicht mehr Bayernliga spielen wollen und dann in die Landes- oder Bezirksliga gehen, aber grundsätzlich kommt der Bezirksligist ganz am Ende und muss auf Schnäppchen hoffen. Ich habs die letzten Jahre immer so gemacht, dass ich genau diese Spieler kontaktiert hab, aber das war dieses Jahr absolut nicht möglich. Die meisten Bayern- und Landesligisten haben gar keinen so großen Kader zusammengestellt, weil sie nicht wussten, was jetzt ist. In den höheren Ligen wurden also nicht genügend Spieler endgültig abgelehnt, damit die sich auf die Bezirksligavereine verteilen könnten. Die Spieler konnten also gar nicht in die Bezirksliga durchrutschen. Die Jungen, die jetzt wollten, kamen bei einem arrivierten Bayernligist oder Landesligist jetzt eben nicht unter, weil der nicht weiß, welchen Kader er aufstellt, aber wenn, dann will ich jetzt erst mal einen erfahrenen Spieler. Vielleicht sind auch deswegen die Jungen dieses Jahr eher zu uns gekommen.“
»Ja, den pack ich noch. Aufm Radl.«
Im zweiten Teil des Gesprächs kommt Trainer Tobias Knallinger zu Wort. Es geht um erste Eindrücke, gesetzte Ziele, Rituale vor Anpfiff und 400m-Sprints. -> HIER <- findet ihr den zweiten Teil!
Benjamin Dornow, 09. Oktober 2020




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